Vom (nicht)wollen

Es gibt viele Tage, an denen wir aufwachen und genau wissen was wir wollen. Und dann gibt es diese anderen Tage. An denen wir das nicht wissen.

Es gibt diese Tage. Tage an denen wir morgens aufwachen und genau wissen, was wir wollen. Wir wissen genau, was wir anziehen, wissen genau, was der Tag bringen wird, wissen was wir zu erledigen haben, wissen, wo wir in einem Jahr stehen wollen. Und mit wem. Und wir wissen auch, warum wir es genauso wollen.

Und dann gibt es diese anderen Tage. Diese Tage, die schon ungewiss starten. Es fängt mit der Wahl der Kleidung an und endet mit einem dumpfen Gefühl der Ungewissheit. Weg ist jedes sichere Gefühl. Das sichere Gefühl, was uns die anderen Tage trägt. Was uns leitet. Uns Hoffnung gibt. Vorfreude. Was uns antreibt. Wir wissen weder was der Tag bringt, noch die nächste Woche. Und schon gar nicht das nächste Jahr. Wir stellen alles in Frage. Überlegen verschiedene Szenarien – stets mit der Hoffnung, dieses Gefühl zu finden, was uns an anderen Tagen antreibt.

An diesen Tagen zweifeln wir. War es die richtige Entscheidung? Was wäre passiert, wenn ich den anderen Weg eingeschlagen hätte. Was will ich überhaupt? Wo stehe ich? Wo möchte ich stehen? Warum passiert das alles genau jetzt? An diesen Tagen gibt es keine Entscheidung, die sich gut anfühlt. An diesen Tagen fühlt sich alles gleich an. Taub. Farblos.

Was können wir an solchen Tagen tun?

Ich habe mir oft überlegt, was ich möchte. Was ich will. Und genau das nicht bekommen. Dafür etwas anderes. Ob es besser war, das weiss ich nicht. Aber da ich es nicht bekommen habe, werde ich es nie wissen. Ein kluger Kopf sagte einst: „Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist!“ So viel Wahrheit, so viel Kraft liegt darin. Aber an ebendiesen Tagen bringt uns diese Einstellung rein gar nichts. Wir wollen wollen.

Oft sind es Entscheidungen, die zu treffen sind, die uns an diesen Tagen die Augen öffnen. Wir müssen einen Weg einschlagen und können uns nicht entscheiden. Weil wir ja nicht wissen, was wir wollen.

Aber müssen wir das? Ist es immer sinnvoll genau zu wissen, was man will? Wie kann man Kraft aus diesem Gefühl schöpfen ohne zu wissen, wo man stehen möchte?

Wenn man sich ein Ziel setzt, hat man genau dieses eine Ziel. Dieses gilt es zu erreichen. Die Wahrscheinlichkeit genau an diesen Punkt zu kommen ist sehr gering – bedenkt man die Fülle der auf dem Weg versteckten Möglichkeiten, die wir noch nicht kennen. Welche wir aber nicht sehen. Weil wir nur dieses eine Ziel sehen.

Wir sehen nicht, dass sich hinter anderen Wegen vielleicht andere Ziele verstecken. Weil wir nicht wollen. Wir sind so glücklich zu wissen was wir wollen, dass wir Freude taumelnd und völlig berauscht alles andere abwinken. Setzen wir dieses Ziel, dass was wir wirklich wollen, gedanklich nach oben, so befindet sich automatisch alles was wir nicht wollen unten. Da wir uns hierüber aber keine Gedanken machen, sehen wir nichts, wenn wir hinabblicken. Wir sind blind.

Wäre es nicht schlauer nach unten zu blicken? Und zu wissen, was wir nicht wollen? Zu wissen, wo wir unter keinen Umständen sein möchten? Und uns dadurch offen zu halten, was alles passieren könnte? All die Möglichkeiten, die sich uns bieten, wahrzunehmen?

Manchmal hilft das nicht wollen herauszufinden, was wir wollen.

Wie schön!

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