#3 – Tim’s furioses Finale

Ihr habt vielen Regeln getrotzt. Fühlt euch manchmal wie Rebellen der Liebe. Aber so eine gemeinsame Wohnung – ach, hat manchmal doch was. Wie schön jemanden zu Hause zu wissen, wenn man geschlaucht vom Tag mit letzter Kraft die Tür zu den stilvoll eingerichteten vier Wänden aufschließt. Du gehst durch den dunklen Gang, schlüpfst aus der Jacke, lässt die Tasche wie die Schuhe hinter dir und öffnest die Küchentür. Und da steht er: der Mann am Herd. Euer Mann. Dein Tim. Kochend. Dieses zauberhafte Lächeln, mit dem er dir gerade ein Glas Wein einschenkt. Diese Stimme, die dir zuraunt, dass das Essen gleich fertig ist. Für die einen sind es Blumen, für die anderen ein gutes Glas Wein. Oder sogar beides.

Spätestens hier hat dich jeder Tim der Welt im Sturm erobert.

Wenn da nicht die eine kleine Sache wäre … diese Sache, die dich im Gespräch mit den Mädels beschäftigt. Diese Sache, die dich manchmal wachhält. Die Sache mit dem Sex.

Glückliche Paare haben zweimal Sex. In der Woche.

Jede gesunde Beziehung braucht Sex. Dank vieler Umfragen und Tante Inge’s Meinung wisst ihr sogar, wie viel es sein muss. Zweimal pro Woche. So viel wie der angebliche Deutsche Durchschnitt. (Da es sich hier um einen privaten Beitrag handelt, nehme ich mir die Freiheit, keine Quelle zu nennen. Bäm.) Sex ist nichts für Anfänger. Mit einem Partner intim zu sein, der neu und aufregend in unser Leben rauscht, ist Sex das Leichteste der Welt. Sex ist für Fortgeschrittene. Mit einem Partner, den man schon in vielen unangenehmen Situationen erlebt hat, ihn beispielsweise beim Erbrechen gesehen hat oder für ihn die schmutzige Wäsche gewaschen hat (womöglich aus Versehen vorher gecheckt hat, ob die Unterwäsche getragen war – war sie). Das ist eine Herausforderung. In den ersten Wochen kannst du die Finger nicht von Tim lassen. Nach ein paar Wochen musst du deine Finger daran erinnern. Nach Monaten vielleicht sogar überreden. Und damit wird es kompliziert. Die Leichtigkeit ist weg. Das leidenschaftliche Gefühl, dass uns antreibt, die wildesten Sachen zu machen. Was ein Glück, das Tante Inge auch hier den Tipp hat: Zweimal die Woche muss man durch, sonst geht er womöglich fremd! Also Augen zu und durch. Wenn dein Partner nämlich keinen Sex bekommt, geht er mit einer hohen Wahrscheinlichkeit fremd. Dann weißt du aber auch:

Wenn dich dein Partner betrügt, liebt er dich nicht.

Puh, endlich eine Regel, die dir genauso einleuchtet wie allen anderen Mitmenschen. Ist doch glasklar. Warum sollte er denn sonst fremd gehen, wenn nicht nur, um dir zu schaden. Um dich leiden zu sehen. Weil er dich weder liebt noch schätzt. Die Mär von der Trennung zwischen Liebe und Sex kennst du schon lange. Die Lüge, dass Sex für manche Menschen ein Ventil sein kann und in unüberlegten Momenten passiert, was bei längerer Betrachtung nicht möglich gewesen wäre, hast du durchschaut. Ignoriere die Stimme, die ihn insgeheim sogar ein klitzekleines bisschen versteht … weil neulich, als du mit den Mädels im Club warst und an der Bar diesen süßen Barkeeper gesehen hast, da hast du ganz kurz … Achwas. Er liebt dich nicht. Deswegen geht er fremd. Punkt.

Jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen. Tim war untreu. Natürlich hast du alles getan, was getan werden muss:

  1. Du hast ihm eine filmreife Szene hingelegt. Du hast sogar eine Vase zerdeppert. Die von Oma. Und das nur, um zu zeigen, wie ernst es dir ist.
  2. Du hast dieses Monster auf die Straße gesetzt. Soll er doch zu seiner ollen Kuh gehen. Vielleicht liebt er ja die.
  3. Du hast seine Sachen gepackt – nein, du hast sie in Säcke gestopft! Kann er froh sein, dass du sie nicht angezündet hast. Tante Inge hatte hierzu geraten.

Tja, und jetzt sitzt du da. Auf eurem Sofa. Allein. Heulend. Mit Rotwein. Spielst gedanklich all die schönen Momente durch. Es war nicht alles schlecht. Tim und du, das war doch für die Ewigkeit. Wie konnte das nur passieren?

Ping. Eine Nachricht. Von Tim. Es tut ihm leid, er wollte das doch nicht, wie konnte er dir so was nur antun, aber in letzter Zeit kam er sich so ungeliebt vor, so einsam, es war Alkohol im Spiel, er bereut es so, er hat dich für immer verloren … Dilemma.

Wie gerne würdest du ihm vergeben. Wie gerne würdest du das alles rückgängig machen. Der anderen Frau nicht so viel Macht geben. Du kannst es drehen und wenden, so oft du willst. Es wird nichts bringen, denn:

Wer einmal getrennt war, findet nicht mehr zusammen.

Nie mehr. Jeder hat Freunde, deren Bekannte es noch mal probiert haben und es hat nichts gebracht. Diesen Fehler kannst du dir schenken. Du könntest ja doch nie mit dem Seitensprung leben. Denn wer so was einmal macht, der macht es bei jeder Gelegenheit wieder. So hatte damals die Tante Inge auch ihren Georg verloren und bis heute ist sie froh, dass sie sich nicht noch mal auf ihn eingelassen hat. Zwar spricht sie bis heute von der Trennung – aber was sind schon 15 Jahre. Es wäre garantiert schief gegangen. Dafür hat sie es nicht mehr versuchen müssen.

Puh, was ein Glück, dass es vor der Familiengründung passiert ist!

TINEFACT#7:

Natürlich erfüllen wir alle dieses Mindestmaß. Nicht. Aber das macht nichts. Sex innerhalb einer Beziehung verändert sich. Aus oft und wild wird weniger und vertraut. Nur langweilig sollte es nicht werden. Versucht euch in Romantik zu versetzen. Oder sie zu erhalten.

Romantik darf man sich nicht nehmen lassen.

Und löst euch von diesem Gedanken, wie oft es sein muss, überlegt euch lieber, wie oft es sein darf!

TINEFACT#8:

Die ewige Debatte über Monogamie ist ermüdend. Der eine braucht es, der andere nicht. Natürlich ist ein Seitensprung schmerzhaft für das Opfer. Und oftmals auch für den Täter. Aber wie zu einem guten Krimi gehört eben beides dazu. Es kommt immer auf das Motiv an. Emotionale Motive haben immer etwas mit Liebe zu tun, wichtig ist es darüber zu reden, wenn es belastet.

Offen und ehrlich damit umgehen.

Und vielleicht gemeinsam zu überlegen, warum der Täter tatsächlich geschossen hat. Bevor ihr ihn hinrichtet.

TINEFACT#9:

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich war als Kind schon ein Rebell. Wenn meine Eltern liebevoll ihre Erfahrungen mit mir teilen wollten, habe ich mit kompletter Ablehnung des Ratschlages reagiert. Und es zum Trotz extra getan. Ich bin in jede Pfütze gesprungen, auf jeden Baum geklettert und ich habe in Steckdosen gefasst. Nasse Füße, eine aufgeplatzte Lippe sowie ein Stromausfall im kompletten Haus waren lehrreichere Erfahrungen, als jede gut gemeinte Regel. So mache ich das heute noch. Und bin glücklich, über jede neue Erfahrung, die ich machen darf.

Deswegen lasst uns Regeln brechen!

Es gibt keinen Dresscode für eine Beziehung. Jeder trägt das, wonach er sich fühlt.

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Round #2 for Tim!

Die letzten Wochen sind gerade so an Tim und dir vorbeigeflogen. Ihr hattet viele schöne Momente, habt aber den Klumpen vermieden.

Vom ersten Mal Händchenhalten in der Öffentlichkeit bis hin zum Verabschiedungskuss – die Kiste läuft. Trotz des Wunsches, jede Sekunde mit dem endlich gefundenen Seelenverwandten zu verbringen, habt ihr euch eure Individualität beibehalten. So gut es eben ging.

Da waren Mädelsabende, bei denen du allen erzählen konntest, wie süß Tim aussieht, wenn er verlegen wird. Oder wie sein Bart an deinem Hals kitzelt. Wie völlig anders diese Beziehung ist und was du denkst was als nächstes kommt. Aber du bleibst locker, lässt alles auf dich zukommen.

Tim war auch aus. Hat sich mit den Buddys getroffen. Vielleicht war Fokus der Gesprächsthemen eher die Körperlichkeit zwischen euch. Oder hat er überhaupt über dich gesprochen? Womöglich über die Ex? Vielleicht hat sich auch Tim’s bester Freund Titian negativ über dich geäußert, du hattest beim Kennenlernen schon so ein komisches Gefühl…

Egal – frag Tim doch einfach! Denn jeder weiß:

Man darf keine Geheimisse voreinander haben

Gerade in den ersten Wochen stellst du die Weichen deiner Beziehung. Wie soll man Weichen stellen, wenn der andere nicht mit offenen Karten spielt? Wenn er etwas verheimlicht. Etwas, was das Zünglein an der Waage in einer Diskussion sein könnte? Etwas, was dein ganzes Bild von ihm verändern könnte?

Um das zu vermeiden, bestehst du ausdrücklich auf diese allgemeingültige Regel und gehst mit gutem Beispiel voran. Natürlich will Tim wissen, wie genau deine Morgentoilette aussieht. Und was deine Vergehen im zarten Alter waren. Sicherlich ist es für die Beziehung förderlich, dass er alle, also wirklich alle Geschichten zu jedem Ex von dir erfährt. Er soll ja wissen woran er ist.

Weiterhin ist es wichtig, dass du ihm jedes Thema vom Mittagessen mit Freundinnen erzählst, genauso wie viele Männer dich am letzten Abend angesprochen haben und du das ja gar nicht verstehst, weil du ja mit den Mädels da warst und überhaupt kein Interesse gezeigt hast.

Jeder geht anders mit Information um. Was dem einen wichtig ist zu hören, findet der andere nicht mal erwähnenswert. Streit um die Gewichtung ist an der Tagesordnung. Oder Streit um Kommunikation im Allgemeinen. Oder Streit um den Haushalt.

Zu einem Streit gehören immer zwei

Das sagt Tante Inge schon lange und deine Mutter auch. So. Das heißt, wenn Tim mit dir streitet trägst du auf jeden Fall ein paar Prozent dazu bei – denn es gehören ja zwei dazu. Und wenn du mit ihm streitest, er natürlich auch. Denn das war schon immer so und wird es immer sein. Niemals kann es einen einseitigen Streit geben, das wäre ja verrückt. Wenn du ausflippst, ist das immer auf ein Fehlverhalten deines Partners zurückzuführen. In den meisten Fällen ist es völlig legitim auszurasten, nicht nur legitim, es wird von der Gesellschaft sogar erwartet. Man muss schließlich seine Meinung verteidigen und wenn es gegenüber dem Partner ist, dann ist das leider so. Nur nicht einknicken. Er wird schon wissen, warum. Und wenn er es nicht weiß, dann ist das eigentlich nur noch ein Streitgrund.

Tim und du. Das ist für immer. Warum also nicht den nächsten Schritt wagen. Warum also nicht beide Wohnungen kündigen und in die ersehnten gemeinsamen vier Wände ziehen? Das macht man so. Das bedeutet Zielgerade!

Wenn man zusammen ist, ist eine gemeinsame Wohnung das Ziel

»Ihr seid schon 2 Jahre zusammen und wohnt immer noch getrennt?!« Das hätte Tante Inge sein können. Oder die beste Freundin. Oder Mama. Welches Paar könnte es denn anders wollen? Eine gemeinsame Wohnung erleichtert die Klumpenbildung und ist gesellschaftlich schon fast verpflichtend. Und was könnte es Schöneres geben, als die gemeinsame Zeit mit Haushaltsthemen zu krönen? Richtig, nichts.  Endlich keine Geheimnisse mehr voreinander. Körperpflege ohne Hemmung voreinander tätigen oder als Klumpen einfach zu unterlassen. Muss man sich tatsächlich jeden Tag die Beine rasieren? Wen stören schon ein paar abgeschnittene Fingernägel im Waschbecken? Muss man die Tür beim Toilettengang tatsächlich schließen oder zeigt das Vertrauen, wenn ich sie offenstehen lasse?

TINEFACT #4:

Es gibt Geheimnisse die mag einfach niemand wissen. Deswegen sind es Geheimnisse. So manches nicht gesagt würde, wenn ausgesprochen, das Bild des andern so verändern, dass er vielleicht gar nicht mehr so attraktiv für dich ist. Außerdem gibt es manchmal auch einen guten Grund, warum etwas ungesagt bleiben sollte. Geheimnisse machen geheimnisvoll.

Lieber etwas geheimnisvoll als geheimnislos.

Natürlich nur, wenn es sich nicht um einen heimtückischen Mord handelt. Das macht spooky.

TINEFACT #5:

Leute. Mal ehrlich. Ich konnte schon an mir beobachten, dass ich das Drama um des Drama Willens brauche. Es gibt Tage, da bin ich morgens auf Krawall gebürstet. Einfach so. Vielleicht ein schlechter Traum, das berühmte falsche Bein beim Aufstehen erwischt oder einfach mies geschlafen.

Es gibt Menschen, die wollen einfach manchmal streiten.

Schade für den Gegenüber. Und sorry für einige zukünftige Streits, die ich vielleicht vom Zaun brechen werde.

TINEFACT #6:

So schön Vertrautheit ist, die eigenen vier Wände haben auch was für sich. Keiner nörgelt über ungemachtes Geschirr oder dass die Tube wieder nicht zugedreht wurde. Tim glaubt weiterhin, dass ich mit unbehaarten Beinen auf die Welt kam und auch so gehen werde. Behaltet euch ein bisschen Privatsphäre – auch in einer gemeinsamen Wohnung. Das macht interessant und ist gerade bei langen Beziehungen wichtig.

Verurteilt keine Paare, die gerne zwei Standorte statt ein Headquarter haben.

Das sorgt für Flexibilität, hält jung und ist unter manchen Gesichtspunkten kein schlechterer Ansatz.

Also: alles kann, nichts muss. Freut euch auf Tim’s Finale!
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#1 Have you met Tim?

Es gibt so viele ungeschriebene Gesetze auf der Welt. Wir brauchen Regeln und Gesetze. Mal hart, mal weich. Der eine mehr, der andere weniger. Wenn wir in Urlaub fahren, sollten wir vorher zumindest wissen, welche Regeln für die andere Kultur gelten. Wie ist die Begrüßung? Wie ist das Verhalten am Tisch? Wann genau müssen meine Schultern bedeckt sein? Wo sind Birkenstock nicht gerne gesehen? Was ist das angemessene Trinkgeld? Jedes Reisebüro klärt hier gerne auf, es gibt unzählige Blogs zu diesen Themen. Tipps & Tricks, wenn man es nur möchte. Oder auch nicht. Easy. Natürlich hören diese Regeln nicht bei einer Fernreise auf. Es gibt immer Themen, bei denen wir gerne die Regeln beachten. Gerade bei Situationen, in denen wir unsicher sind. Situationen, die wir nicht steuern können. Wie unsere Gefühle. Jeder kennt dieses hormonelle Ungleichgewicht, was sich dann und wann einstellt. Was vorher klar war, ist es nun nicht mehr. Es gibt nur Fragen, nie Antworten. Stop: Antworten gibt es. In Hülle und Fülle.

Wenn es um Beziehungen geht, wissen es die anderen meistens am Besten. Plötzlich weiß selbst Tante Inge, die ein Leben lang Single war, wie es laufen muss. Denn jeder kennt die Regeln. Und ich meine hier wirklich DIE Regeln.

Das ist der Start einer dreiteiligen Reihe, bei der es um vordefinierte Formen der Beziehung geht, nach der die meisten aber nicht leben wollen/können. Und die nicht nur deshalb hinterfragt werden wollen. Vorhang auf für #1.

Momente umgeben uns wie Konfetti. Wenn wir auf einer guten Party sind und tiefe Gespräche führen. Wenn wir von spannenden Situationen umgeben sind. Wenn Menschen wie Konfetti auf uns herabprasseln.

Manchmal heißt ein Konfetti Tim. Tim ist das bunteste Konfetti von allen und wir haben es an diesem besonderen Abend, in diesem einen Moment geschafft, genau ihn zu treffen. Die Gefühle flippen aus, der Kopf wird gaga. Es könnte schließlich der Mann unserer Kinder sein. Oder zumindest der Mann fürs Heiraten. Da wir uns in einem außergewöhnlichen Zustand befinden und uns selbst nicht mehr für zurechnungsfähig erachten, lechzen wir nach – Regeln. Sie geben uns eine Richtung vor, bewahren uns vor schlimmen Fehlern und liefern Antworten auf zermürbende Fragen.

Die Handynummer ist abgespeichert, der Abend war der Hammer. Tim ist der Eine. Wenn man Tim mit allen anderen Männern davor vergleicht, kann er nur gewinnen. Das sagen auch alle, die ihn an diesem Abend erlebt haben. Jetzt nichts Falsches tun. Contenance. Nicht betrunken Nachrichten schreiben. Am nächsten Tag auf keinen Fall anrufen. Denn, Gott sei Dank, weiß jeder:

Warte drei Tage bevor du dich meldest

Diese drei Tage erscheinen äußerst wichtig. Jeder weiß es. Jeder kennt es. Diese süße Qual. Wenn man sich ablenkt, um auf gar keinen Fall an Tim zu denken.

Warum? Das weiß doch wirklich jeder! Mach dich rar, dann bist du der Star! Generationen vor uns und bedauerlicherweise auch noch nach uns wissen, nur so kann man seinen Selbstwert heben und dem potenziellen Partner vermitteln, dass er einen großen Fang gemacht hat. Und diesen Fang gibt es nicht einfach so. Man muss auf ihn warten. So wie auf Weihnachten. Wie auf den Osterhasen. Wie auf den Geburtstag. Seit unserer Kindheit wird uns eingebläut, dass man auf besondere Dinge immer lange warten muss. Ein Rätsel für mich – bis heute.

Sind die drei Tage (endlich!) ausgestanden, geht es los. Das Kennenlernen. Wer ist eigentlich Tim? Für wen haben wir diese Ewigkeit ausgestanden? Wie verbringt er seine Zeit? Wie verdient er (hoffentlich) sein Geld? Wie tickt er? Welche Musik hört er? Ist er Vegetarier? Welcher Religion gehört er an? Online-Plattformen nehmen einem vorab diese alles entscheidenden Fragen ab. Im echten Leben müssen wir das tatsächlich noch selbst vornehmen. Das ist schließlich eine weitere Grundregel für eine erfüllende Beziehung:

Gleiche Interessen sind die Basis

Wehe dem, der den Musikgeschmack des Partners nicht teilt. Diese Beziehung hat überhaupt keine Basis. In welcher Welt könnte denn ein Metall-Freak mit einer Pop-Maus zusammen sein? Oder wie würde es für einen Vegetarier mit einem Fleischesser ergehen! Deswegen ist in dieser Zeit der Fokus natürlich ganz klar. Alles was uns Freude bereitet, soll muss dem zukünftigen Partner ebenso gefallen.

Tim hat bestanden. Er hört die gleiche Musik, hat ähnliche Leibspeisen und on top: Er badet sogar noch gerne! Jackpot. Tim liebt sogar ähnliche Filme. Zwar eher mit Dinos als mit Pferden, aber hier darf die Regel dann plötzlich doch angepasst werden. Es steht also nichts mehr im Wege, um die nächste Regel zu checken. Auch hier steckt der Teufel im Detail und ist elementar für eine besonders glückliche Zukunft:

Man muss sich mit den Freunden verstehen

Tim und du seid drauf und dran zu der sagenumwobenen Eins zu werden. Aber man kann sich ja nicht jeden Tag nur mit sich beschäftigt sein. Es gibt ja auch Freunde. Freunde, die einen nicht nur an jede Regel erinnern, sondern auch Freunde, die natürlich auch die Interessen zu den Dino-Filmen teilen. Wie wunderbar. Tim könnte es immer noch verbocken. Indem er die beste Freundin, den besten Freund, den Partner der Freundin oder womöglich den Schwager der Nachbarin nicht mag. Schließlich sind hier zukünftige Spieleabende geplant.

Freundeskreise miteinander zu verweben ist die höchste Kunst der modernen Beziehungskultur. Es benötigt ein gewisses Maß an Empathie und Menschenkenntnis. Und natürlich Willen. Da diese Regel aber so wichtig erscheint, wird sie mit einer Inbrunst gelebt, die oftmals mit Starrsinn verwechselt wird.

TINEFACT #1:

Es ist egal, wann man sich meldet. Tim hätte sich schon am nächsten Tag darüber gefreut. Du hättest besser geschlafen und vielleicht an Tag drei dein erstes Date mit ihm gehabt. Und wer möchte bitte mit jemanden zusammen sein, der tatsächlich diese drei Tage einhalten kann? Das ist ja beängstigend. Tim hätte auch denken, können, dass kein Interesse besteht und derweil die zuckersüße Hermine kennenlernen können. Ein Hoch auf deine Konsequenz!

Melde dich dann, wenn du es möchtest.
Dann ist immer der richtige Zeitpunkt.

 

TINEFACT #2:

Es ist schön, wenn man Freude teilen kann. Wenn ein gemeinsames Ziel erreicht wird. Wenn man gemeinsam die Zeit bei einer Beschäftigung vergisst. Aber wie langweilig ist es, wenn aus »du« und »ich« ein konstantes »wir« wird. Paare, die sich nur um sich selbst drehen. Die alles gemeinsam machen. Alles. Paare, die ihre Freundschaften nicht mehr pflegen. Paare, die in der Badewanne zu einem unförmigen Klumpen verschmelzen? Mit denen man nichts mehr anfangen kann. Weil sie dich an siamesische Zwillinge denken lassen.

Sei kein Klumpen, behalte dir deine eigenen Interessen bei. Und freue dich über die Diversität in der Beziehung, sie wird nicht nur dein Leben bereichern.
Versprochen!

 

TINEFACT #3:

Unglaublich aber wahr: Man darf auch während einer Beziehung ein eigenes Leben mit eigenen Freunden haben. Sogar Urlaube mit Freunden sind erlaubt. Schließlich gibt es Freundschaften, die einige Beziehungen überdauern. Und das tun sie nur, wenn man sie nicht in den Schrank stellt, während man mit Schmetterlingen im Bauch über saftige Wiesen springt. Jeder Mensch ist ein Individuum. Jedes Individuum besticht durch charakteristische Merkmale. Freundschaften leben durch gemeinsame Geschichte. Und nicht jeder muss jeden mögen. Bäm.

Achso, und es sollte keine Regeln geben, wenn man sich kennenlernt. Man sollte nur wissen, was man sucht.

Gespannt wie es weitergeht? Wenn Tim in die nächste Runde geht?
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Bienvenue au cirque
le grand coeur

Wir begegnen in unserem Leben vielen Menschen. Manche schließen wir schneller in unser Herz als andere. Manche berühren uns nie. Die Menschen in unserem Herz können uns am meisten verletzen. Wir lassen sie rein und sie wildern, wie es ihnen gefällt. Aber sie erfüllen auch unser Herz. Wie groß ein Herz ist, wie viele Plätze es darin gibt und warum eine ausverkaufte Vorstellung schöner ist als freie Sitzreihen, möchte ich gerne erzählen.

»Bonjour Mesdames et Messieurs, treten sie ein und erleben sie die unglaublische, zauberafte und unteraltsame Tine Turbine!«

Bienvenue

Lust auf ein paar Stunden in einer anderen Welt? In einer Welt voll Zauber, Tränen und Lachen? Dann kommen Sie herein! Es sind noch Plätze frei – gleich geht es los! Der Preis ist für jeden zu bezahlen, wir haben verschiedene Kategorien, jeder soll sich wohlfühlen, jeder soll es sich leisten können.
Der innere Zirkusdirektor mit dem dicken Bauch und dem großen Schnurrbart bittet die Besucher herein und weist sie ihren Plätzen zu. Und manchmal, ist da ein Zuschauer mit goldenem Ticket. Wir haben es ihm höchstpersönlich gegeben. Mehr oder weniger zögerlich. In einer Bar, beim Wandern oder er hat es zufällig bei Tinder ergattert. Und jetzt sitzt er da. Du siehst ihn, als du durch den Vorhang spickst. Du siehst aber noch viel mehr. Du siehst deine Familie auf den vorderen Rängen. Deine beste Freundin in der ersten Reihe. Hinten links siehst du aber auch alte Bekannte. Vielleicht siehst du auch Menschen, die dir einmal begegnet sind und an die du gar nicht mehr gedacht hast.

Au cirque

Alle sitzen, alle haben Popcorn. Der Zirkusdirektor lässt den Schnurrbart wackeln und kündigt den ersten Artisten an.

Es werden Gitter aufgebaut. Die Zuschauer sind gespannt. Todesmutig begrüßt der Dompteur die Zuschauer und begibt sich in den Käfig. Anmutig schleichen die großen Raubkatzen um ihn herum. Respektvoll. Vorsichtig. Ebenso aufgeregt. Raubkatzen können kratzen. Ein Biss in die Kehle und jeder ist passé. Der Tanz mit den wilden Tieren – ist ein Tanz mir uns selbst. Jeder hat ihn in sich. Diesen Tiger. Dieses wilde Geschöpf. Oft zeigt er sich, wenn man hungrig im Stau steht. Aber vielleicht auch in einer hitzigen Diskussion. Der Dompteur hat die Katzen im Griff. Selbst beim großen Finale, als er den Kopf zwischen die großen Kiefer schiebt und wieder zurück. Ein Raunen geht durch die Menge, er hat seine Katzen im Griff!

Die Gitter werden abgebaut und die Manege wird gestürmt. Von Clowns. Manche sind frech, andere etwas schüchtern. Aber alle sind lustig. Und vor allem bunt. Die Zuschauer können sich gar nicht sattsehen an dem verrückten Treiben. Wer über sich selbst lachen kann, gewinnt die Herzen der Zuschauer. Nimmt sie mit in eine Welt ohne Sorgen. Zeigt ihnen, wie auch große Herausforderungen mit einem Augenzwinkern zu sehen sind. Macht ihnen Mut! Zeigt ihnen, dass man stolpern kann.

Kaum sind die Clowns weg, wird es still. Der Zirkusdirektor kündigt den neuesten Zugang an: einen Jongleur, der seinesgleichen sucht. Dieser Jongleur schafft es nicht mit drei, nicht mit vier, nicht mit fünf, sondern mit verrückten acht brennenden Keulen zu jonglieren. So wie man die Fackeln des Alltages immer in der Luft behält. Meistens ohne sich zu verbrennen. Vielleicht ist es ein fordernder Job. Vielleicht sind es die Kinder. Vielleicht ist man die Konstante für Freunde in Not. Jeder hat seine Keulen, Fackeln oder Bälle, die er hochhalten muss. Jeden Tag.

Die Zuschauer sind gebannt. Jetzt die Stimmung nicht abkippen lassen. Der Zirkusdirektor macht noch einen lustigen Spruch und spricht mit den Kindern in der ersten Reihe, während die Manege mit Seilen neu drapiert wird. Das Licht geht aus. Der Spot geht an und richtet sich auf eine schmale Gestalt. Ganz oben unter dem Zeltdach. Sie balanciert. Als hätte sie noch nie etwas anderes gemacht. Sie überwindet die eigene Angst. Sie zeigt den Zuschauern, was sie kann. Es gibt im Leben immer Situationen, in denen ein Vorbild anderen Menschen wichtige Impulse geben kann. Sie bestärken. Ihnen den Schwindel nehmen kann. Wenn man bei sich ist und sich konzentriert. Und so kommt sie ganz leichtfüßig auf der anderen Seite des Seiles an.

Und während der Applaus nicht enden will, gibt es einen Puff in der Manege und da steht er. Umhüllt von Rauch. Mit einem Umhang. Langsam hebt er den Kopf. Ein geheimnisvolles Gesicht ist zu sehen. Das ist er! Das ist der Zauberer! Er zeigt seinen besten Trick. Er kann mit seinem Blick Menschen verzaubern. Zwei Freiwillige bitte! Er schafft es, aus Fremden Freunde zu machen. Die sich in der Manege Kennenlernen. Und die bei jeder zukünftigen Vorstellung nebeneinandersitzen werden. Ein Leben lang. In jedem Menschen steckt ein Zauberer, der Dinge verändern kann. Der positiven Einfluss auf das Leben andere hat.

Die Vorstellung neigt sich dem Ende zu. Der Zirkusdirektor kündigt die letzte Show an. Mit tosendem Lärm stürmen drei wunderschöne Pferde die Manege. Der Sand staubt, die Luft verändert sich, Musik ertönt. Die Pferde sind geschmückt und zeigen sich stolz. Und da, auf dem mittleren, da sitzt sie. Und winkt. Die Zirkusprinzessin. Bezaubernd sieht sie aus! Prächtig in ihrem Kleid aus Seide und Bändern, passend zu den Pferden. Sie steigt ab, die Pferde verschwinden so schnell, wie sie kamen. Das Licht richtet sich auf sie. Und sie singt. Sie singt in allen Farben. Sie schafft es, den Zuschauern direkt ins Herz zu singen. Die Melodie, die Stimme, das Gefühl – es umhüllt die Menschen im Zelt. Und erreicht jeden. Auch die letzte Reihe. Die Stimme macht Freude und wärmt. So wie die eigene Stimme wärmen kann. In dunklen, kalten Momenten. Wenn kein Licht am Himmel ist. Und kein Funke da, wo etwas zu entzünden wäre. Sie endet. Bedankt sich und verschwindet.

Le grand coeur

Das Zelt jubelt. Manche weinen, immer noch berührt. Was alle verbindet? Sie sitzen zusammen im Zirkuszelt. Im Herzen. Sie klatschen immer noch. Viele stehen auf. Standing Ovations im Herzen.

In unserem Herz ist immer Platz für neue Zuschauer. Die Plätze sind nicht begrenzt. Wir sollten versuchen, möglichst viele davon zu besetzen. Denn selbst, wenn ein Zuschauer die Vorstellung früher verlässt – es gibt so viele wertvolle Menschen, für die sich unsere Vorstellung lohnt. Es ist wie mit der einen großen Liebe. Von der wir am liebsten alles abhängig machen möchten. Ich glaube an viele großen Lieben. Denn ich möchte nicht abwägen, ob ich meine Freunde oder Familie oder Partner mehr liebe. Ich liebe alle anders. Und das ist das Schöne.

Mach deine Vorstellung nicht von einem Zuschauer abhängig. Du hast doch so viel zu zeigen.