#3 – Tim’s furioses Finale

Ihr habt vielen Regeln getrotzt. Fühlt euch manchmal wie Rebellen der Liebe. Aber so eine gemeinsame Wohnung – ach, hat manchmal doch was. Wie schön jemanden zu Hause zu wissen, wenn man geschlaucht vom Tag mit letzter Kraft die Tür zu den stilvoll eingerichteten vier Wänden aufschließt. Du gehst durch den dunklen Gang, schlüpfst aus der Jacke, lässt die Tasche wie die Schuhe hinter dir und öffnest die Küchentür. Und da steht er: der Mann am Herd. Euer Mann. Dein Tim. Kochend. Dieses zauberhafte Lächeln, mit dem er dir gerade ein Glas Wein einschenkt. Diese Stimme, die dir zuraunt, dass das Essen gleich fertig ist. Für die einen sind es Blumen, für die anderen ein gutes Glas Wein. Oder sogar beides.

Spätestens hier hat dich jeder Tim der Welt im Sturm erobert.

Wenn da nicht die eine kleine Sache wäre … diese Sache, die dich im Gespräch mit den Mädels beschäftigt. Diese Sache, die dich manchmal wachhält. Die Sache mit dem Sex.

Glückliche Paare haben zweimal Sex. In der Woche.

Jede gesunde Beziehung braucht Sex. Dank vieler Umfragen und Tante Inge’s Meinung wisst ihr sogar, wie viel es sein muss. Zweimal pro Woche. So viel wie der angebliche Deutsche Durchschnitt. (Da es sich hier um einen privaten Beitrag handelt, nehme ich mir die Freiheit, keine Quelle zu nennen. Bäm.) Sex ist nichts für Anfänger. Mit einem Partner intim zu sein, der neu und aufregend in unser Leben rauscht, ist Sex das Leichteste der Welt. Sex ist für Fortgeschrittene. Mit einem Partner, den man schon in vielen unangenehmen Situationen erlebt hat, ihn beispielsweise beim Erbrechen gesehen hat oder für ihn die schmutzige Wäsche gewaschen hat (womöglich aus Versehen vorher gecheckt hat, ob die Unterwäsche getragen war – war sie). Das ist eine Herausforderung. In den ersten Wochen kannst du die Finger nicht von Tim lassen. Nach ein paar Wochen musst du deine Finger daran erinnern. Nach Monaten vielleicht sogar überreden. Und damit wird es kompliziert. Die Leichtigkeit ist weg. Das leidenschaftliche Gefühl, dass uns antreibt, die wildesten Sachen zu machen. Was ein Glück, das Tante Inge auch hier den Tipp hat: Zweimal die Woche muss man durch, sonst geht er womöglich fremd! Also Augen zu und durch. Wenn dein Partner nämlich keinen Sex bekommt, geht er mit einer hohen Wahrscheinlichkeit fremd. Dann weißt du aber auch:

Wenn dich dein Partner betrügt, liebt er dich nicht.

Puh, endlich eine Regel, die dir genauso einleuchtet wie allen anderen Mitmenschen. Ist doch glasklar. Warum sollte er denn sonst fremd gehen, wenn nicht nur, um dir zu schaden. Um dich leiden zu sehen. Weil er dich weder liebt noch schätzt. Die Mär von der Trennung zwischen Liebe und Sex kennst du schon lange. Die Lüge, dass Sex für manche Menschen ein Ventil sein kann und in unüberlegten Momenten passiert, was bei längerer Betrachtung nicht möglich gewesen wäre, hast du durchschaut. Ignoriere die Stimme, die ihn insgeheim sogar ein klitzekleines bisschen versteht … weil neulich, als du mit den Mädels im Club warst und an der Bar diesen süßen Barkeeper gesehen hast, da hast du ganz kurz … Achwas. Er liebt dich nicht. Deswegen geht er fremd. Punkt.

Jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen. Tim war untreu. Natürlich hast du alles getan, was getan werden muss:

  1. Du hast ihm eine filmreife Szene hingelegt. Du hast sogar eine Vase zerdeppert. Die von Oma. Und das nur, um zu zeigen, wie ernst es dir ist.
  2. Du hast dieses Monster auf die Straße gesetzt. Soll er doch zu seiner ollen Kuh gehen. Vielleicht liebt er ja die.
  3. Du hast seine Sachen gepackt – nein, du hast sie in Säcke gestopft! Kann er froh sein, dass du sie nicht angezündet hast. Tante Inge hatte hierzu geraten.

Tja, und jetzt sitzt du da. Auf eurem Sofa. Allein. Heulend. Mit Rotwein. Spielst gedanklich all die schönen Momente durch. Es war nicht alles schlecht. Tim und du, das war doch für die Ewigkeit. Wie konnte das nur passieren?

Ping. Eine Nachricht. Von Tim. Es tut ihm leid, er wollte das doch nicht, wie konnte er dir so was nur antun, aber in letzter Zeit kam er sich so ungeliebt vor, so einsam, es war Alkohol im Spiel, er bereut es so, er hat dich für immer verloren … Dilemma.

Wie gerne würdest du ihm vergeben. Wie gerne würdest du das alles rückgängig machen. Der anderen Frau nicht so viel Macht geben. Du kannst es drehen und wenden, so oft du willst. Es wird nichts bringen, denn:

Wer einmal getrennt war, findet nicht mehr zusammen.

Nie mehr. Jeder hat Freunde, deren Bekannte es noch mal probiert haben und es hat nichts gebracht. Diesen Fehler kannst du dir schenken. Du könntest ja doch nie mit dem Seitensprung leben. Denn wer so was einmal macht, der macht es bei jeder Gelegenheit wieder. So hatte damals die Tante Inge auch ihren Georg verloren und bis heute ist sie froh, dass sie sich nicht noch mal auf ihn eingelassen hat. Zwar spricht sie bis heute von der Trennung – aber was sind schon 15 Jahre. Es wäre garantiert schief gegangen. Dafür hat sie es nicht mehr versuchen müssen.

Puh, was ein Glück, dass es vor der Familiengründung passiert ist!

TINEFACT#7:

Natürlich erfüllen wir alle dieses Mindestmaß. Nicht. Aber das macht nichts. Sex innerhalb einer Beziehung verändert sich. Aus oft und wild wird weniger und vertraut. Nur langweilig sollte es nicht werden. Versucht euch in Romantik zu versetzen. Oder sie zu erhalten.

Romantik darf man sich nicht nehmen lassen.

Und löst euch von diesem Gedanken, wie oft es sein muss, überlegt euch lieber, wie oft es sein darf!

TINEFACT#8:

Die ewige Debatte über Monogamie ist ermüdend. Der eine braucht es, der andere nicht. Natürlich ist ein Seitensprung schmerzhaft für das Opfer. Und oftmals auch für den Täter. Aber wie zu einem guten Krimi gehört eben beides dazu. Es kommt immer auf das Motiv an. Emotionale Motive haben immer etwas mit Liebe zu tun, wichtig ist es darüber zu reden, wenn es belastet.

Offen und ehrlich damit umgehen.

Und vielleicht gemeinsam zu überlegen, warum der Täter tatsächlich geschossen hat. Bevor ihr ihn hinrichtet.

TINEFACT#9:

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich war als Kind schon ein Rebell. Wenn meine Eltern liebevoll ihre Erfahrungen mit mir teilen wollten, habe ich mit kompletter Ablehnung des Ratschlages reagiert. Und es zum Trotz extra getan. Ich bin in jede Pfütze gesprungen, auf jeden Baum geklettert und ich habe in Steckdosen gefasst. Nasse Füße, eine aufgeplatzte Lippe sowie ein Stromausfall im kompletten Haus waren lehrreichere Erfahrungen, als jede gut gemeinte Regel. So mache ich das heute noch. Und bin glücklich, über jede neue Erfahrung, die ich machen darf.

Deswegen lasst uns Regeln brechen!

Es gibt keinen Dresscode für eine Beziehung. Jeder trägt das, wonach er sich fühlt.

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#1 Have you met Tim?

Es gibt so viele ungeschriebene Gesetze auf der Welt. Wir brauchen Regeln und Gesetze. Mal hart, mal weich. Der eine mehr, der andere weniger. Wenn wir in Urlaub fahren, sollten wir vorher zumindest wissen, welche Regeln für die andere Kultur gelten. Wie ist die Begrüßung? Wie ist das Verhalten am Tisch? Wann genau müssen meine Schultern bedeckt sein? Wo sind Birkenstock nicht gerne gesehen? Was ist das angemessene Trinkgeld? Jedes Reisebüro klärt hier gerne auf, es gibt unzählige Blogs zu diesen Themen. Tipps & Tricks, wenn man es nur möchte. Oder auch nicht. Easy. Natürlich hören diese Regeln nicht bei einer Fernreise auf. Es gibt immer Themen, bei denen wir gerne die Regeln beachten. Gerade bei Situationen, in denen wir unsicher sind. Situationen, die wir nicht steuern können. Wie unsere Gefühle. Jeder kennt dieses hormonelle Ungleichgewicht, was sich dann und wann einstellt. Was vorher klar war, ist es nun nicht mehr. Es gibt nur Fragen, nie Antworten. Stop: Antworten gibt es. In Hülle und Fülle.

Wenn es um Beziehungen geht, wissen es die anderen meistens am Besten. Plötzlich weiß selbst Tante Inge, die ein Leben lang Single war, wie es laufen muss. Denn jeder kennt die Regeln. Und ich meine hier wirklich DIE Regeln.

Das ist der Start einer dreiteiligen Reihe, bei der es um vordefinierte Formen der Beziehung geht, nach der die meisten aber nicht leben wollen/können. Und die nicht nur deshalb hinterfragt werden wollen. Vorhang auf für #1.

Momente umgeben uns wie Konfetti. Wenn wir auf einer guten Party sind und tiefe Gespräche führen. Wenn wir von spannenden Situationen umgeben sind. Wenn Menschen wie Konfetti auf uns herabprasseln.

Manchmal heißt ein Konfetti Tim. Tim ist das bunteste Konfetti von allen und wir haben es an diesem besonderen Abend, in diesem einen Moment geschafft, genau ihn zu treffen. Die Gefühle flippen aus, der Kopf wird gaga. Es könnte schließlich der Mann unserer Kinder sein. Oder zumindest der Mann fürs Heiraten. Da wir uns in einem außergewöhnlichen Zustand befinden und uns selbst nicht mehr für zurechnungsfähig erachten, lechzen wir nach – Regeln. Sie geben uns eine Richtung vor, bewahren uns vor schlimmen Fehlern und liefern Antworten auf zermürbende Fragen.

Die Handynummer ist abgespeichert, der Abend war der Hammer. Tim ist der Eine. Wenn man Tim mit allen anderen Männern davor vergleicht, kann er nur gewinnen. Das sagen auch alle, die ihn an diesem Abend erlebt haben. Jetzt nichts Falsches tun. Contenance. Nicht betrunken Nachrichten schreiben. Am nächsten Tag auf keinen Fall anrufen. Denn, Gott sei Dank, weiß jeder:

Warte drei Tage bevor du dich meldest

Diese drei Tage erscheinen äußerst wichtig. Jeder weiß es. Jeder kennt es. Diese süße Qual. Wenn man sich ablenkt, um auf gar keinen Fall an Tim zu denken.

Warum? Das weiß doch wirklich jeder! Mach dich rar, dann bist du der Star! Generationen vor uns und bedauerlicherweise auch noch nach uns wissen, nur so kann man seinen Selbstwert heben und dem potenziellen Partner vermitteln, dass er einen großen Fang gemacht hat. Und diesen Fang gibt es nicht einfach so. Man muss auf ihn warten. So wie auf Weihnachten. Wie auf den Osterhasen. Wie auf den Geburtstag. Seit unserer Kindheit wird uns eingebläut, dass man auf besondere Dinge immer lange warten muss. Ein Rätsel für mich – bis heute.

Sind die drei Tage (endlich!) ausgestanden, geht es los. Das Kennenlernen. Wer ist eigentlich Tim? Für wen haben wir diese Ewigkeit ausgestanden? Wie verbringt er seine Zeit? Wie verdient er (hoffentlich) sein Geld? Wie tickt er? Welche Musik hört er? Ist er Vegetarier? Welcher Religion gehört er an? Online-Plattformen nehmen einem vorab diese alles entscheidenden Fragen ab. Im echten Leben müssen wir das tatsächlich noch selbst vornehmen. Das ist schließlich eine weitere Grundregel für eine erfüllende Beziehung:

Gleiche Interessen sind die Basis

Wehe dem, der den Musikgeschmack des Partners nicht teilt. Diese Beziehung hat überhaupt keine Basis. In welcher Welt könnte denn ein Metall-Freak mit einer Pop-Maus zusammen sein? Oder wie würde es für einen Vegetarier mit einem Fleischesser ergehen! Deswegen ist in dieser Zeit der Fokus natürlich ganz klar. Alles was uns Freude bereitet, soll muss dem zukünftigen Partner ebenso gefallen.

Tim hat bestanden. Er hört die gleiche Musik, hat ähnliche Leibspeisen und on top: Er badet sogar noch gerne! Jackpot. Tim liebt sogar ähnliche Filme. Zwar eher mit Dinos als mit Pferden, aber hier darf die Regel dann plötzlich doch angepasst werden. Es steht also nichts mehr im Wege, um die nächste Regel zu checken. Auch hier steckt der Teufel im Detail und ist elementar für eine besonders glückliche Zukunft:

Man muss sich mit den Freunden verstehen

Tim und du seid drauf und dran zu der sagenumwobenen Eins zu werden. Aber man kann sich ja nicht jeden Tag nur mit sich beschäftigt sein. Es gibt ja auch Freunde. Freunde, die einen nicht nur an jede Regel erinnern, sondern auch Freunde, die natürlich auch die Interessen zu den Dino-Filmen teilen. Wie wunderbar. Tim könnte es immer noch verbocken. Indem er die beste Freundin, den besten Freund, den Partner der Freundin oder womöglich den Schwager der Nachbarin nicht mag. Schließlich sind hier zukünftige Spieleabende geplant.

Freundeskreise miteinander zu verweben ist die höchste Kunst der modernen Beziehungskultur. Es benötigt ein gewisses Maß an Empathie und Menschenkenntnis. Und natürlich Willen. Da diese Regel aber so wichtig erscheint, wird sie mit einer Inbrunst gelebt, die oftmals mit Starrsinn verwechselt wird.

TINEFACT #1:

Es ist egal, wann man sich meldet. Tim hätte sich schon am nächsten Tag darüber gefreut. Du hättest besser geschlafen und vielleicht an Tag drei dein erstes Date mit ihm gehabt. Und wer möchte bitte mit jemanden zusammen sein, der tatsächlich diese drei Tage einhalten kann? Das ist ja beängstigend. Tim hätte auch denken, können, dass kein Interesse besteht und derweil die zuckersüße Hermine kennenlernen können. Ein Hoch auf deine Konsequenz!

Melde dich dann, wenn du es möchtest.
Dann ist immer der richtige Zeitpunkt.

 

TINEFACT #2:

Es ist schön, wenn man Freude teilen kann. Wenn ein gemeinsames Ziel erreicht wird. Wenn man gemeinsam die Zeit bei einer Beschäftigung vergisst. Aber wie langweilig ist es, wenn aus »du« und »ich« ein konstantes »wir« wird. Paare, die sich nur um sich selbst drehen. Die alles gemeinsam machen. Alles. Paare, die ihre Freundschaften nicht mehr pflegen. Paare, die in der Badewanne zu einem unförmigen Klumpen verschmelzen? Mit denen man nichts mehr anfangen kann. Weil sie dich an siamesische Zwillinge denken lassen.

Sei kein Klumpen, behalte dir deine eigenen Interessen bei. Und freue dich über die Diversität in der Beziehung, sie wird nicht nur dein Leben bereichern.
Versprochen!

 

TINEFACT #3:

Unglaublich aber wahr: Man darf auch während einer Beziehung ein eigenes Leben mit eigenen Freunden haben. Sogar Urlaube mit Freunden sind erlaubt. Schließlich gibt es Freundschaften, die einige Beziehungen überdauern. Und das tun sie nur, wenn man sie nicht in den Schrank stellt, während man mit Schmetterlingen im Bauch über saftige Wiesen springt. Jeder Mensch ist ein Individuum. Jedes Individuum besticht durch charakteristische Merkmale. Freundschaften leben durch gemeinsame Geschichte. Und nicht jeder muss jeden mögen. Bäm.

Achso, und es sollte keine Regeln geben, wenn man sich kennenlernt. Man sollte nur wissen, was man sucht.

Gespannt wie es weitergeht? Wenn Tim in die nächste Runde geht?
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